Mit sattvigem Verhalten zu innerem Frieden und Lebensfreude

Ich werde immer wieder gefragt, was man im Alltag tun kann, um die positiven Wirkungen der Anwendung von psychospirituellen Methoden nicht unabsichtlich wieder zunichte zu machen, sondern sie stattdessen sogar noch zu vertiefen. Eine Antwort hierauf gibt uns die Guna-Lehre der indischen Samkhya-Philosophie.

Wie ich im blogpost Die Fäden, aus denen unsere Welt gewoben ist bereits ausführlich beschrieben habe, gibt es Verhaltensweisen und Haltungen, die unseren Geist grundsäzlich beruhigen, solche, die unseren Geist in Unruhe versetzen und solche, die unseren Geist dumpf und schwermütig werden lassen.

Erstere werden in der indischen Samkhya-Philosophie als sattvig bezeichnet, zweitere als rajasig und letztere als tamasig.

Wenn du inneren Frieden finden möchtest, und auch wenn du die geistige Klarheit haben möchtest, um tief meditieren zu können und spirituelle Fragen verstehen zu können, benötigst du einen möglichst sattvigen Geist.

Sattva zielt dabei grundsätzlich auf Reinheit, Harmonie und Tugendhaftigkeit im Denken, Fühlen und Handeln ab, so dass wenig neue Ladung in deiner Psyche stimuliert und angesammelt wird. Zu deiner Orientierung hier eine Liste von sattvigem Verhalten:

  1. Achtsamkeit: Bewusst im gegenwärtigen Moment leben und sich seiner Gedanken, Worte und Handlungen bewusst sein.
  2. Gewaltlosigkeit: Keinerlei Schaden, weder physisch noch emotional, anderen Lebewesen zufügen.
  3. Wahrhaftigkeit: Immer ehrlich sein und die Wahrheit sprechen, ohne dabei anderen zu schaden.
  4. Mitgefühl: Empathie und Fürsorge für andere Menschen und Lebewesen zeigen.
  5. Geduld: Ruhe und Gelassenheit bewahren, auch in schwierigen Situationen.
  6. Reinheit: Sowohl körperliche als auch geistige Reinheit pflegen, indem man saubere Gedanken hegt und gesunde Gewohnheiten praktiziert.
  7. Dankbarkeit: Regelmäßig Dankbarkeit für die eigenen Erfahrungen und das Leben ausdrücken.
  8. Selbstdisziplin: Kontrolle über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse bewahren und sich auf das Wesentliche konzentrieren.
  9. Bescheidenheit: Einfache Lebensweise pflegen und materielle Besitztümer nicht in den Vordergrund stellen.
  10. Selbstlosigkeit: Uneigennützig handeln, um anderen zu helfen, ohne etwas dafür zu erwarten.
  11. Hingabe: Hingabe an eine höhere Macht oder an einen spirituellen Weg zeigen, unabhängig von religiöser Zugehörigkeit.
  12. Gelassenheit: Inneren Frieden bewahren und sich nicht von äußeren Umständen beeinflussen lassen.
  13. Wissensdurst: Ständige Bereitschaft, zu lernen und sich weiterzuentwickeln, insbesondere in spirituellen oder ethischen Bereichen.
  14. Ausgewogene Ernährung: Eine einfache, nahrhafte und vegetarische Ernährung bevorzugen, die den Körper und Geist nährt.
  15. Meditation und Gebet: Regelmäßige Praxis von Meditation oder Gebet, um den Geist zu beruhigen und inneren Frieden zu finden.

Dieses Verhalten fördert eine harmonische und ausgeglichene Lebensweise, die im Einklang mit der Natur und der eigenen inneren Wahrheit steht. Je sattviger dein Leben ist, desto glücklicher bist du, desto gelassener bist du und desto tiefer und nachhaltiger wirken deine spirituellen und psychotherapeutischen Bemühungen.

Rajas dagegen ist eine dynamische, aktive und oft unruhige Energie, die sich durch Leidenschaft, Ehrgeiz, Aktivität und Unzufriedenheit äußert. Ein rajasiger Geist ist ein unruhiger Geist, der zur Meditation eher ungeeignet ist, da er sehr leicht abgelenkt ist. Rajasige Verhaltensweisen und Lebenshaltungen erzeugen eine Menge psychoemotionaler Ladung, die die Früchte deiner spirituellen Übungen wieder zu einem großen Teil zunichte macht. Wenn du inneren Frieden finden möchtest, solltest du diese rajasigen Muster somit allmählich in sattvige umwandeln. Hier ist eine Liste von Verhaltensweisen, die als rajasig angesehen werden können:

  1. Übermäßiger Ehrgeiz: Streben nach Erfolg, Macht oder Anerkennung, oft auf Kosten von Ruhe und Ausgeglichenheit.
  2. Ständige Aktivität: Ein zwanghaftes Bedürfnis, beschäftigt zu sein, auch wenn die Tätigkeit nicht notwendig oder produktiv ist.
  3. Ungeduld: Schnelles Reagieren auf Verzögerungen oder Hindernisse, oft begleitet von Ärger oder Frustration.
  4. Gier: Ein starkes Verlangen nach materiellen Besitztümern, Reichtum oder anderen äußeren Dingen.
  5. Wettbewerbsverhalten: Der Drang, andere zu übertreffen, um sich selbst besser zu fühlen.
  6. Stress und Anspannung: Ein Gefühl von innerer Unruhe und Nervosität, das durch übermäßige Aktivität und Sorgen entsteht.
  7. Unzufriedenheit: Unfähigkeit, mit dem, was man hat, zufrieden zu sein, und ständiges Suchen nach mehr oder nach Veränderungen.
  8. Unstetes Denken: Ein Geist, der ständig von einem Gedanken zum anderen springt, ohne sich auf eine Sache konzentrieren zu können.
  9. Impulsives Handeln: Handeln ohne sorgfältiges Nachdenken oder Abwägen der Konsequenzen.
  10. Perfektionismus: Ein zwanghaftes Bedürfnis nach Perfektion, oft begleitet von Kritik an sich selbst oder anderen.
  11. Kritik und Urteil: Eine Neigung, andere schnell zu beurteilen oder zu kritisieren, basierend auf äußeren Erscheinungen oder eigenen Erwartungen.
  12. Streben nach Anerkennung: Der Wunsch, von anderen bemerkt, gelobt oder anerkannt zu werden.
  13. Rastlosigkeit: Unfähigkeit, still zu sitzen oder sich zu entspannen, ohne etwas zu tun.
  14. Aggressives Verhalten: Neigung, aggressiv oder konfrontativ zu reagieren, wenn etwas nicht nach Plan verläuft.
  15. Ständige Suche nach Vergnügen: Ein unersättliches Bedürfnis nach Sinnesfreuden, wie gutes Essen, Unterhaltung oder körperliche Freuden.

Diese Verhaltensweisen sind typisch für den rajasigen Zustand des Geistes, der oft als unruhig, getrieben und weniger ausgeglichen beschrieben wird.

Der problematischste Geisteszustand ist jedoch der, in dem Tamas dominiert. Tamas steht für Dunkelheit, Trägheit, Unwissenheit, Schwere und Negativität. Verhaltensweisen, die als “tamasig” betrachtet werden, sind daher oft destruktiv, passiv, träge oder ignorant. Wenn du inneren Frieden finden möchtest, solltest du dringend versuchen, tamasige Verhaltensmuster und Haltungen durch rajasige und sattvige zu ersetzen. Andernfalls werden dir selbst die besten Methoden wie PEAT etc. nur wenig helfen, da Tamas deren postive Resultate schnell wieder zunichte macht.

Hier ist eine Liste mit Beispielen für tamasiges Verhalten:

  1. Prokrastination: Das Aufschieben von Aufgaben und das Vermeiden von Verantwortung.
  2. Übermäßiges Schlafen: Ein ständiges Bedürfnis nach übermäßigem Schlaf, das die Lebensenergie und Produktivität mindert.
  3. Lethargie: Anhaltende Trägheit und fehlender Antrieb, aktiv zu werden oder etwas zu unternehmen.
  4. Unbewusste Essgewohnheiten: Übermäßiger Konsum von schwerem, verarbeitetem oder ungesundem Essen, oft ohne Bewusstsein für die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit.
  5. Negative Gedankenmuster: Anhaltende Gedanken der Hoffnungslosigkeit, Angst, Wut oder Selbstmitleid.
  6. Destruktives Verhalten: Handlungen, die schädlich für sich selbst oder andere sind, wie etwa übermäßiger Alkohol- oder Drogenkonsum.
  7. Ignoranz: Verweigerung, sich Wissen oder neuen Erfahrungen zu öffnen, und stattdessen in alten, starren Überzeugungen verharren.
  8. Vermeidung von Verantwortung: Sich nicht den eigenen Pflichten oder Aufgaben stellen und sie stattdessen ignorieren oder abwälzen.
  9. Isolation: Rückzug von sozialen Interaktionen und sich selbst in Isolation versetzen, oft aus einem Gefühl der Überforderung oder Resignation.
  10. Verhaftung an Negativität: Ständiges Festhalten an negativen Emotionen, Erinnerungen oder Groll, ohne den Wunsch, sie loszulassen.
  11. Passivität: Keine Initiative ergreifen, sich dem Leben oder den Herausforderungen zu stellen, sondern stattdessen passiv bleiben und das Leben an sich vorbeiziehen lassen.
  12. Selbstsabotage: Verhalten, das bewusst oder unbewusst das eigene Wohlbefinden oder den eigenen Erfolg untergräbt.
  13. Gier: Übermäßiges Verlangen nach materiellen Dingen oder Macht, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für andere.
  14. Gewalttätigkeit: Physische oder verbale Gewalt ausüben, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf andere.
  15. Depression: Ein Zustand tiefer Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit, der mit einem Verlust an Interesse am Leben einhergeht.

Diese Verhaltensweisen sind charakteristisch für eine tamasige Lebensweise und können durch bewusstes Handeln und spirituelle Praktiken in Richtung mehr Rajas (Aktivität, Energie) oder Sattva (Reinheit, Harmonie) transformiert werden.

Falls du dich umfassender mit dieser Thematik beschäftigen möchtest, kann ich dir an dieser Stelle noch mein Buch “Wege ins Tao” empfehlen, in dem ich ausführlich auf die drei Gunas eingegangen bin.

Mit besten Grüßen aus München,

Michael