Schon seit Jahrtausenden gibt es Bestrebungen, Menschen in verschiedene Persönlichkeitstypen einzuteilen, bei denen bestimmte Charakter- und Persönlichkeitseigenschaften vorherrschen. Dies ermöglicht es, Menschen besser zu verstehen und ihr Verhalten in bestimmten Situationen besser vorhersagen zu können.
Beispiele für solche Typologien sind dabei die 12 Sternzeichen der Astrologie oder die 9 Typen des Enneagramms.
In der Welt der wissenschaftlichen Psychologie gilt derzeit jedoch das Modell der Big Five als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung. Laut diesem Modell unterscheiden sich Menschen vor allem in 5 Dimensionen voneinander, nämlich im Ausmaß ihrer Extraversion, ihrer Gewissenhaftigkeit, ihres Neurotizismus, ihrer Offenheit für Erfahrungen und ihrer Verträglichkeit.
Da man mit dem Big Five Modell jedoch keine Aussagen über die moralische Dimension eines Menschen machen kann, wurde dieses 5-Faktoren-Modell um eine zusätzliche Dimension erweitert, nämlich die der Ehrlichkeit-Demut. Dieses neue 6-Faktoren Modell wird nun als HEXACO Modell bezeichnet, wobei der Name HEXACO für die Anfangsbuchstaben der sechs Persönlichkeitsdimensionen steht:
- H – Ehrlichkeit-Demut (Honesty-Humility): Diese Dimension beschreibt, wie ehrlich, bescheiden, fair und wenig manipulativ eine Person ist. Menschen, die in dieser Dimension hoch punkten, tendieren dazu, ehrlich zu sein, Macht oder Status nicht zu missbrauchen und bescheiden zu leben. Personen mit niedrigen Werten neigen eher zu Egoismus, Arroganz und Manipulation.
- E – Emotionalität (Emotionality): Diese Dimension beschreibt das Ausmaß emotionaler Sensibilität und Verletzlichkeit. Menschen mit hohen Werten in dieser Dimension sind oft ängstlich, besorgt, mitfühlend und an starken Bindungen zu anderen interessiert. Niedrige Werte deuten auf emotionale Stabilität, geringe Ängstlichkeit und weniger Bindungsbedürfnis hin.
- X – Extraversion (Extraversion): Diese Dimension umfasst Geselligkeit, Selbstbewusstsein und positive Aktivität. Hoch extravertierte Personen sind gesprächig, energiegeladen und suchen die Interaktion mit anderen. Niedrig extravertierte Personen sind eher zurückhaltend und introvertiert.
- A – Verträglichkeit (Agreeableness): Diese Dimension beschreibt das Maß an Freundlichkeit, Geduld und Verständnis, das jemand gegenüber anderen zeigt. Hoch verträgliche Menschen sind kooperativ, rücksichtsvoll und vermeiden Konflikte. Personen mit niedrigen Werten sind eher streitlustig, stur und egozentrisch.
- C – Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness): Diese Dimension bezieht sich auf Selbstdisziplin, Organisation und Zielstrebigkeit. Personen mit hohen Werten sind sorgfältig, zuverlässig und arbeiten methodisch. Niedrig gewissenhafte Menschen sind oft weniger organisiert, nachlässig oder impulsiver.
- O – Offenheit für Erfahrungen (Openness to Experience): Diese Dimension beschreibt die Bereitschaft einer Person, Neues zu erleben, offen zu denken und kreative oder ungewöhnliche Ideen zu schätzen. Menschen, die hoch in dieser Dimension sind, haben meist ein großes Interesse an Kunst, Kultur und intellektuellen Themen. Personen mit niedrigen Werten bevorzugen eher Routine und traditionelle Denkweisen.
Das HEXACO-Modell wird in der Forschung und im praktischen Einsatz nun zunehmend als differenzierteres Instrument angesehen als das Big Five Modell, um die menschliche Persönlichkeit umfassend zu erfassen.
Wenn du dich und deine Mitmenschen besser verstehen willst, lohnt sich die Beschäftigung mit dem HEXACO Modell auf jeden Fall, da es inzwischen wissenschaftlich gut erforscht ist und interessante Erkenntnisse zutage gebracht hat.
Im Folgenden möchte ich dir einen ersten Überblick darüber vermitteln, wie du hohe und niedrige Ausprägungen der 6 HEXACO Faktoren in einem Menschen erkennen kannst.
Wenn du herausfinden möchtest, wie deine eigene Persönlichkeitsstruktur gemäß dem HEXACO Modell beschrieben würde, kannst du dies mit Hilfe von Online Tests tun, die jedoch größtenteils kostenpflichtig sind. Alternativ enthält auch das derzeit vielleicht beste Übersichtswerk zum HEXACO Modell, das Buch „The H Factor of Personality“ von Kibeom Lee und Michael C. Ashton, einen Fragebogentest, den du selbst auswerten kannst.
In diesem Buch erfährst du auch, wie sich Kombinationen von niedrigen bzw. hohen Ehrlichkeits-Bescheidenheits-Werten in Kombination mit niedrigen oder hohen Werten im Bereich der anderen 5 Dimensionen auswirken.
Hier aber nun schon einmal die ersten drei der 6 HEXACO Faktoren:
Ehrlichkeit/Demut
Eine Person, die im HEXACO-Modell hohe Werte im Bereich Ehrlichkeit-Demut (Honesty-Humility) aufweist, zeichnet sich durch folgende Merkmale und Verhaltensweisen aus:
- Aufrichtigkeit und Integrität: Diese Personen sind ehrlich und sagen die Wahrheit, auch wenn es zu ihrem Nachteil sein könnte. Sie handeln fair, vermeiden Lügen oder Täuschung und sind nicht bereit, unethische Mittel einzusetzen, um persönliche Vorteile zu erlangen.
- Bescheidenheit: Menschen mit hohen Werten in Ehrlichkeit-Demut sind nicht prahlerisch oder überheblich. Sie zeigen sich bescheiden und haben keine übersteigerte Meinung von ihrer eigenen Wichtigkeit oder ihren Fähigkeiten. Sie neigen nicht dazu, im Rampenlicht stehen zu wollen oder nach Aufmerksamkeit zu streben.
- Verzicht auf materielle Gier und Statusdenken: Sie legen wenig Wert auf materiellen Reichtum, Luxusgüter oder hohen sozialen Status. Anstatt nach Macht oder Geld zu streben, sind sie eher genügsam und zufrieden mit einem einfachen Leben. Sie missbrauchen keine Autorität oder Macht, um sich Vorteile zu verschaffen.
- Gleichbehandlung und Fairness: Solche Personen behandeln andere mit Respekt und Fairness. Sie haben wenig Interesse daran, sich auf Kosten anderer zu bereichern oder sie auszunutzen. Sie setzen sich für Gleichberechtigung und gerechte Behandlung aller Menschen ein, unabhängig von deren Status oder Macht.
- Unbestechlichkeit und ethische Grundsätze: Sie sind moralisch gefestigt und lassen sich nicht durch Bestechung oder persönliche Vorteile korrumpieren. Ihr Verhalten wird von festen ethischen Grundsätzen geleitet, und sie stehen für Gerechtigkeit und Fairness, auch wenn dies für sie persönlich Nachteile mit sich bringen könnte.
Typische Verhaltensweisen:
- Sie geben anderen Menschen ihre fairen Anteile und betrügen nicht.
- Sie prahlen nicht mit Erfolgen und bleiben auch nach großen Erfolgen bescheiden.
- Sie würden keine unethischen Methoden anwenden, um in einer Wettbewerbssituation zu gewinnen.
- Sie verhalten sich selbst dann fair und freundlich, wenn sie mit weniger freundlichen oder mächtigen Personen zu tun haben.
Sozialer Kontext:
Personen mit hohen Werten in Ehrlichkeit-Demut neigen dazu, in zwischenmenschlichen Beziehungen vertrauenswürdig und verlässlich zu sein. Sie werden oft als moralische Vorbilder wahrgenommen und ziehen es vor, in einem Umfeld zu arbeiten oder zu leben, das auf Ehrlichkeit und gegenseitigem Respekt basiert.
Zusammengefasst: Menschen, die in dieser Dimension hohe Werte aufweisen, sind ethisch, uneigennützig und bescheiden, und streben nach einem fairen Umgang mit anderen, ohne Macht oder Status in den Vordergrund zu stellen.
Eine Person, die im HEXACO-Modell der Persönlichkeit niedrige Werte im Bereich Ehrlichkeit-Demut (Honesty-Humility) aufweist, zeigt in der Regel folgende Eigenschaften und Verhaltensweisen:
- Neigung zu Manipulation und Unehrlichkeit: Personen mit niedrigen Werten in Ehrlichkeit-Demut neigen dazu, andere zu manipulieren, um persönliche Ziele zu erreichen. Sie können unehrlich sein, betrügen oder täuschen, wenn es ihnen einen Vorteil verschafft. Moralische Skrupel oder ethische Bedenken spielen oft eine untergeordnete Rolle.
- Arroganz und Überheblichkeit: Sie haben oft eine übersteigerte Meinung von sich selbst und ihren Fähigkeiten. Solche Personen neigen dazu, sich für etwas Besonderes oder Überlegenes zu halten und erwarten möglicherweise, dass sie bevorzugt behandelt werden. Sie prahlen gerne und möchten im Mittelpunkt stehen, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren.
- Starkes Streben nach Macht, Status und materiellem Gewinn: Diese Personen legen großen Wert auf materiellen Reichtum, Luxus und hohen sozialen Status. Sie streben nach Machtpositionen und versuchen, ihre Stellung auszunutzen, um ihren persönlichen Einfluss zu vergrößern oder materielle Vorteile zu erlangen. Sie sind oft bereit, über andere hinwegzugehen, um ihre Ziele zu erreichen.
- Selbstsucht und Gier: Personen mit niedrigen Werten in dieser Dimension handeln oft eigennützig und priorisieren ihre eigenen Interessen über die der anderen. Sie sind bereit, unfaire Mittel anzuwenden, um sich Vorteile zu verschaffen, und zeigen wenig Mitgefühl für die Bedürfnisse oder Rechte anderer. Gier nach Geld oder Macht kann ihr Verhalten dominieren.
- Fehlende Bescheidenheit: Solche Personen zeigen selten Bescheidenheit oder Zurückhaltung. Sie prahlen offen mit ihren Erfolgen und neigen dazu, ihre Errungenschaften zu übertreiben. Gleichzeitig missachten sie die Leistungen anderer und stellen sich selbst immer in den Vordergrund.
- Ausbeuterische Tendenzen: Sie könnten dazu neigen, andere auszunutzen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Sie nehmen sich, was sie wollen, oft ohne Rücksicht darauf, ob andere dadurch Nachteile erleiden. Sie verhalten sich opportunistisch und zeigen wenig Interesse an fairen oder gerechten Lösungen.
Typische Verhaltensweisen:
- Sie könnten andere belügen oder täuschen, um persönliche Vorteile zu erlangen.
- Sie prahlen häufig mit ihren Erfolgen und erwarten Bewunderung von anderen.
- Sie streben aktiv nach Macht oder Status und sind bereit, unethische Mittel einzusetzen, um diese Ziele zu erreichen.
- Sie nutzen andere Menschen zu ihrem eigenen Vorteil aus und zeigen wenig Reue, wenn sie andere dabei schädigen.
- Sie sind materialistisch und egoistisch und streben stark nach Reichtum und Besitz.
Sozialer Kontext:
Personen mit niedrigen Werten in Ehrlichkeit-Demut sind oft schwer vertrauenswürdig und können als skrupellos, egozentrisch oder opportunistisch wahrgenommen werden. Sie sind oft in Wettbewerbssituationen aggressiv und wenig kooperativ, da sie primär an ihrem eigenen Gewinn interessiert sind. In zwischenmenschlichen Beziehungen können sie ausbeuterisch und manipulativ agieren, was häufig zu Konflikten führt.
Zusammengefasst: Menschen mit sehr niedrigen Werten in Ehrlichkeit-Demut sind oft unehrlich, egoistisch und materialistisch. Sie streben nach Macht und Status, neigen zu Manipulation und zeigen wenig Interesse an Fairness oder ethischen Prinzipien.
Verträglichkeit
Eine Person, die im HEXACO-Modell hohe Werte im Bereich Verträglichkeit (Agreeableness) aufweist, zeichnet sich durch eine freundliche, geduldige und konfliktvermeidende Persönlichkeit aus. Im Einzelnen zeigen solche Personen folgende Merkmale:
- Vergebung und Nachsicht: Personen mit hohen Werten in Verträglichkeit sind bereit, anderen Fehler und Fehltritte zu verzeihen. Sie neigen dazu, negative Erlebnisse oder Kränkungen nicht lange nachzutragen und suchen nach Möglichkeiten, Konflikte beizulegen, anstatt sie eskalieren zu lassen.
- Geduld und Gelassenheit: Sie zeigen sich in stressigen oder angespannten Situationen ruhig und geduldig. Statt impulsiv zu reagieren, bleiben sie gelassen und versuchen, die Dinge rational zu betrachten, bevor sie handeln. Sie sind auch gegenüber den Schwächen anderer Menschen tolerant.
- Milde und Friedfertigkeit: Solche Menschen sind nicht schnell verärgert oder aggressiv. Sie vermeiden Konfrontationen und Streit, wann immer es möglich ist. Stattdessen bevorzugen sie eine diplomatische Herangehensweise und versuchen, Differenzen durch Verhandlungen oder Verständnis zu lösen.
- Kooperationsbereitschaft: Personen mit hohen Verträglichkeitswerten arbeiten gerne mit anderen zusammen und streben nach Harmonie in sozialen und beruflichen Interaktionen. Sie sind einfühlsam, rücksichtsvoll und bemühen sich, das Wohlbefinden ihrer Mitmenschen zu fördern.
- Empathie und Verständnis: Sie zeigen eine hohe Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Sie verstehen die Gefühle und Bedürfnisse anderer und sind bereit, ihnen zuzuhören und sie zu unterstützen. Dies macht sie zu angenehmen, vertrauenswürdigen Gesprächspartnern.
- Altruismus und Hilfsbereitschaft: Menschen mit hoher Verträglichkeit helfen gerne anderen, auch wenn sie selbst keinen direkten Nutzen daraus ziehen. Sie zeigen altruistisches Verhalten, kümmern sich um das Wohlergehen ihrer Mitmenschen und sind oft bereit, auf persönliche Vorteile zu verzichten, wenn dies anderen zugutekommt.
Typische Verhaltensweisen:
- Sie vermeiden es, Streit zu provozieren, und versuchen stattdessen, Kompromisse zu finden.
- Sie vergeben anderen schnell und tragen selten lange Groll.
- Sie sind kooperativ und rücksichtsvoll in Gruppen und am Arbeitsplatz.
- Sie zeigen Geduld und bleiben ruhig, auch wenn sie gereizt oder unter Druck stehen.
- Sie hören aktiv zu und bemühen sich, die Perspektiven anderer zu verstehen.
Sozialer Kontext:
Menschen mit hohen Verträglichkeitswerten werden oft als freundlich, sanft und leicht im Umgang wahrgenommen. Sie sind in sozialen Gruppen beliebt, da sie harmonisch und kooperativ sind und selten in Konflikte geraten. Aufgrund ihrer Fähigkeit, Streitigkeiten zu entschärfen und Frieden zu fördern, werden sie oft als “Friedensstifter” angesehen.
Zusammengefasst: Eine Person mit hohen Werten im Bereich Verträglichkeit ist einfühlsam, freundlich, geduldig und friedfertig. Sie strebt nach Harmonie und meidet Konflikte, zeigt Empathie und Verständnis gegenüber anderen und ist bereit, ihre eigenen Interessen zurückzustellen, um das Wohlergehen ihrer Mitmenschen zu fördern.
Eine Person, die im HEXACO-Modell niedrige Werte im Bereich Verträglichkeit (Agreeableness) aufweist, zeigt typischerweise folgende Eigenschaften und Verhaltensweisen:
- Reizbarkeit und Konfliktbereitschaft: Personen mit niedrigen Verträglichkeitswerten neigen dazu, schneller frustriert oder verärgert zu reagieren, insbesondere wenn sie sich durch andere gestört oder provoziert fühlen. Sie sind weniger geduldig und bereit, sich auf Auseinandersetzungen oder Streitigkeiten einzulassen. Im Gegensatz zu hoch verträglichen Menschen versuchen sie nicht, Konflikte zu vermeiden, sondern nehmen sie oft als unvermeidlich oder notwendig hin.
- Nachtragend und rachsüchtig: Diese Personen sind weniger vergebungsbereit und können lange Zeit Groll hegen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Sie neigen dazu, negativen Erlebnissen oder Kränkungen nachzuhängen und können darauf mit Rache oder Vergeltung reagieren, anstatt zu verzeihen und die Situation loszulassen.
- Wettbewerbsorientiert und stur: Menschen mit niedriger Verträglichkeit legen oft mehr Wert auf Wettbewerb als auf Zusammenarbeit. Sie können stur und unnachgiebig sein, wenn es um ihre Ansichten oder Interessen geht, und zeigen wenig Bereitschaft, Kompromisse einzugehen. In Diskussionen und Verhandlungen sind sie eher darauf aus, zu gewinnen, als nach einem fairen Ausgleich zu suchen.
- Geringere Empathie und Mitgefühl: Solche Personen haben oft weniger Interesse daran, sich in die Lage anderer zu versetzen oder deren Emotionen zu verstehen. Sie zeigen weniger Mitgefühl und kümmern sich weniger um die Gefühle oder Bedürfnisse ihrer Mitmenschen. Dies kann dazu führen, dass sie als unsensibel oder gleichgültig wahrgenommen werden.
- Aggressivität und Konfrontation: Menschen mit niedrigen Werten in Verträglichkeit sind eher bereit, aggressiv oder feindselig aufzutreten, wenn sie sich herausgefordert fühlen. Sie schrecken weniger vor direkten Konfrontationen zurück und können auf Provokationen mit Wut oder Aggression reagieren.
- Egozentrisches Verhalten: Personen mit niedriger Verträglichkeit handeln oft eigennütziger und setzen ihre eigenen Interessen vor die Bedürfnisse anderer. Sie sind weniger bereit, Zugeständnisse zu machen oder Rücksicht auf andere zu nehmen, und neigen dazu, in sozialen Interaktionen dominant oder fordernd zu sein.
Typische Verhaltensweisen:
- Sie sind schneller bereit, Streit zu beginnen, wenn sie sich angegriffen oder unverstanden fühlen.
- Sie hegen Groll und sind nachtragend, anstatt anderen leicht zu vergeben.
- Sie beharren auf ihrer Meinung und zeigen sich unflexibel in Diskussionen.
- Sie zeigen weniger Mitgefühl und reagieren oft weniger sensibel auf die emotionalen Bedürfnisse anderer.
- Sie können aggressiv oder konfrontativ auftreten, wenn sie sich bedroht fühlen.
Sozialer Kontext:
Personen mit niedrigen Verträglichkeitswerten können in sozialen und beruflichen Umgebungen als schwierig oder streitlustig wahrgenommen werden. Aufgrund ihrer Neigung zu Konflikten und ihrer geringeren Bereitschaft, Kompromisse einzugehen, haben sie möglicherweise häufiger Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie werden oft als direkt und ehrgeizig, aber auch als unnachgiebig und wenig rücksichtsvoll angesehen.
Zusammengefasst: Menschen mit niedrigen Werten im Bereich Verträglichkeit sind oft konfrontativ, streitlustig und weniger empathisch. Sie neigen dazu, schneller auf Provokationen zu reagieren, hegen Groll und zeigen eine geringere Bereitschaft, sich in die Lage anderer zu versetzen oder Kompromisse einzugehen. Ihr Verhalten ist eher von Eigeninteresse und Wettbewerbsdenken geprägt als von Kooperation oder Rücksichtnahme.
Emotionalität
Eine Person, die im HEXACO-Modell hohe Werte im Bereich Emotionalität (Emotionality) aufweist, ist durch ein starkes emotionales Erleben und eine ausgeprägte Sensibilität gekennzeichnet. Die wichtigsten Merkmale und Verhaltensweisen solcher Personen sind:
- Starke emotionale Reaktionen: Menschen mit hohen Werten in Emotionalität erleben Emotionen intensiver und sind empfindlicher gegenüber emotionalen Auslösern. Sie reagieren stärker auf Stress, Bedrohungen oder Belastungen und zeigen häufiger Ängste und Sorgen in schwierigen oder unsicheren Situationen.
- Hohe Ängstlichkeit und Vorsicht: Sie neigen dazu, ängstlicher und besorgter zu sein, insbesondere in Bezug auf potenzielle Gefahren oder Bedrohungen. Solche Personen machen sich häufig Gedanken über zukünftige Risiken und Unsicherheiten und versuchen, Risiken möglichst zu vermeiden. Ihre Vorsicht zeigt sich oft im Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz.
- Empfänglichkeit für Traurigkeit: Personen mit hohen Emotionalitätswerten sind empfindlicher gegenüber negativen Gefühlen wie Traurigkeit oder Verzweiflung. Sie neigen dazu, stärker auf Verluste oder schwierige Situationen emotional zu reagieren und empfinden Trauer intensiver.
- Starkes Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung: Menschen mit hoher Emotionalität suchen oft die Nähe und den Trost anderer, wenn sie sich ängstlich, unsicher oder traurig fühlen. Sie haben ein großes Bedürfnis nach Bindung und Unterstützung durch Freunde, Familie oder Partner. Diese sozialen Verbindungen sind für sie eine wichtige Quelle emotionaler Stabilität.
- Mitfühlend und fürsorglich: Neben ihrer eigenen Sensibilität sind Personen mit hoher Emotionalität oft sehr mitfühlend und empathisch gegenüber den Nöten und Sorgen anderer. Sie zeigen eine ausgeprägte Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, und fühlen sich von den emotionalen Belastungen ihrer Mitmenschen tief betroffen.
- Bindungsorientiert und schutzbedürftig: Sie haben ein starkes Bedürfnis nach engen zwischenmenschlichen Bindungen und sind sehr loyal und fürsorglich gegenüber Menschen, denen sie nahestehen. Sie suchen in Beziehungen nach emotionaler Sicherheit und neigen dazu, beschützend gegenüber ihren Liebsten aufzutreten.
Typische Verhaltensweisen:
- Sie sorgen sich häufig um zukünftige Risiken oder mögliche Gefahren und sind oft vorsichtiger im Umgang mit potenziellen Bedrohungen.
- Sie suchen emotionale Unterstützung und wenden sich in schwierigen Zeiten gerne an Freunde oder Familie.
- Sie reagieren stark auf negative Ereignisse, was sich in ausgeprägten Gefühlen von Traurigkeit oder Stress äußern kann.
- Sie sind fürsorglich und mitfühlend gegenüber anderen und kümmern sich intensiv um die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen.
- Sie haben ein großes Bedürfnis nach engen Bindungen und investieren viel in ihre persönlichen Beziehungen.
Sozialer Kontext:
Menschen mit hohen Emotionalitätswerten werden oft als fürsorglich, sensibel und mitfühlend wahrgenommen. Sie sind stark auf zwischenmenschliche Beziehungen und emotionale Unterstützung angewiesen, was sie zu loyalen und empathischen Freunden und Partnern macht. Ihre starke emotionale Reaktivität kann jedoch auch dazu führen, dass sie in stressigen Situationen überfordert oder ängstlich wirken.
Zusammengefasst: Personen mit hohen Werten im Bereich Emotionalität sind emotional sensibel, haben ein starkes Bedürfnis nach Bindung und Unterstützung und zeigen intensive emotionale Reaktionen auf Stress, Unsicherheiten und Verluste. Sie sind mitfühlend und fürsorglich gegenüber anderen, erleben aber auch ihre eigenen emotionalen Herausforderungen besonders intensiv.
Eine Person, die im HEXACO-Modell niedrige Werte im Bereich Emotionalität (Emotionality) aufweist, ist durch emotionale Stabilität, geringe Anfälligkeit für Angst und Sorgen sowie eine starke Unabhängigkeit von emotionaler Unterstützung gekennzeichnet. Die folgenden Eigenschaften und Verhaltensweisen sind typisch:
- Emotionale Stabilität und Gelassenheit: Personen mit niedrigen Emotionalitätswerten sind emotional ausgeglichen und reagieren in stressigen oder schwierigen Situationen gelassen. Sie erleben ihre Emotionen weniger intensiv und lassen sich von negativen Gefühlen wie Angst, Unsicherheit oder Traurigkeit kaum beeinflussen. Dadurch bleiben sie auch in emotional herausfordernden Situationen ruhig und gefasst.
- Geringere Anfälligkeit für Angst und Sorgen: Diese Personen haben eine geringe Neigung, sich über zukünftige Risiken oder mögliche Gefahren Gedanken zu machen. Sie sind wenig ängstlich und erleben selten intensive Besorgnis oder Panik, selbst wenn sie vor Herausforderungen stehen. Stattdessen reagieren sie auf potenzielle Bedrohungen mit Rationalität und ruhigem Selbstvertrauen.
- Widerstandsfähigkeit gegenüber Traurigkeit: Menschen mit niedrigen Werten in Emotionalität empfinden weniger intensive Traurigkeit bei Verlusten oder Rückschlägen. Sie verarbeiten schwierige emotionale Situationen schneller und kehren zügig zu ihrem normalen emotionalen Zustand zurück. Sie lassen sich nicht von negativen Gefühlen überwältigen und sind resilient gegenüber emotionalen Belastungen.
- Geringes Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung: Personen mit niedriger Emotionalität sind sehr unabhängig und benötigen wenig emotionale Unterstützung von anderen. Sie bewältigen Herausforderungen und Probleme meist eigenständig und ziehen es vor, sich auf ihre eigenen Fähigkeiten zu verlassen, anstatt Trost oder Hilfe bei Freunden oder Familie zu suchen.
- Weniger Empathie und emotionale Sensibilität: Diese Menschen zeigen weniger emotionale Reaktionen auf das Leiden oder die Sorgen anderer. Sie haben eine geringere Empfänglichkeit für emotionale Nöte und handeln eher rational als empathisch in zwischenmenschlichen Interaktionen. Das bedeutet nicht, dass sie gefühllos sind, aber sie lassen sich seltener von den Emotionen anderer mitreißen.
- Pragmatische und rationale Herangehensweise: Personen mit niedriger Emotionalität neigen dazu, Probleme pragmatisch und sachlich anzugehen. Anstatt sich emotional in eine Situation hineinziehen zu lassen, analysieren sie sie rational und konzentrieren sich auf praktische Lösungen. Ihr Denken ist nüchtern und nicht von emotionalen Schwankungen beeinflusst.
Typische Verhaltensweisen:
- Sie bleiben ruhig in stressigen Situationen und lassen sich nicht leicht von Emotionen überwältigen.
- Sie sorgen sich selten um zukünftige Risiken und gehen Herausforderungen selbstbewusst und rational an.
- Sie verarbeiten negative Gefühle schnell und lassen sich nicht lange von Traurigkeit oder Unsicherheit beeinträchtigen.
- Sie bewältigen ihre Probleme eigenständig und suchen selten nach emotionaler Unterstützung von anderen.
- Sie zeigen weniger intensive emotionale Reaktionen auf die Sorgen oder Nöte ihrer Mitmenschen und handeln eher sachlich.
Sozialer Kontext:
Menschen mit niedrigen Emotionalitätswerten werden oft als stabil, gelassen und selbstständig wahrgenommen. Sie wirken ruhig und besonnen, selbst wenn sie unter Druck stehen, und lassen sich selten von ihren Emotionen oder den Gefühlen anderer Menschen leiten. Allerdings könnten sie in sozialen Kontexten manchmal als distanziert oder weniger mitfühlend wahrgenommen werden, da sie ihre Emotionen zurückhalten und nicht stark auf die emotionalen Nöte anderer reagieren.
Zusammengefasst: Personen mit niedrigen Werten im Bereich Emotionalität sind emotional stabil, gelassen und unabhängig. Sie erleben selten starke Angst, Traurigkeit oder Unsicherheit und benötigen wenig emotionale Unterstützung. Sie bevorzugen es, Probleme rational zu lösen und reagieren in schwierigen Situationen ruhig und besonnen. Ihr pragmatischer und sachlicher Ansatz in emotionalen Belangen kann sie manchmal als weniger empathisch erscheinen lassen, macht sie aber gleichzeitig widerstandsfähig und selbstständig im Umgang mit Stress und Herausforderungen.
(Fortsetzung folgt im nächsten blogpost)
Quelle: “The H Factor of Personality” von Kibeom Lee und Michael C. Ashton