Spirituelles Erwachen durch Psychedelika versus durch Meditation

Haben Erfahrungen, die man mit Hilfe von psychoaktiven Substanzen machen kann, den gleichen Wert wie Erweckungserfahrungen, die durch tiefe Kontemplation und Meditation möglich sind? Sind beide einander ebenbürtig oder sind sie vielleicht sogar identisch?

Dies sind Fragen, auf die ich in diesem Artikel Antworten geben möchte.

Klar ist, dass beide Arten von Erfahrungen sogar unter den Gipfelerfahrungen des Lebens einen Sonderstatus einnehmen: psychedelische Erfahrungen durch ihre alles sprengende Wahrnehmungsintensität, ihre Fremdartigkeit und Unberechenbarkeit, spirituelle Erfahrungen in ihrer zutiefst transformativen Kraft auf die Persönlichkeit.

Was sind Gipfelerfahrungen

Gipfelerfahrungen sind jene wundervollen Momente und Erfahrungen, die in ihrer Intensität und Außergewöhnlichkeit aus allen alltäglichen Erlebnissen herausragen und uns nachhaltig als Höhepunkte unseres Lebens in Erinnerung bleiben. So gut wie jeder kann von solchen Momenten berichten.

Meist sind dies intensive Momente der Liebe, der Ekstase, des tiefen Friedens oder eines Gefühls außergewöhnlicher Lebendigkeit und Verbundenheit, während denen die Zeit still zu stehen scheint.

Oft treten derlei Erfahrungen spontan auf, wie etwa in der Natur, beim Sport, beim Bestaunen oder Erschaffen von Musik und Kunstwerken, bei der Geburt eines Babys oder in Augenblicken, in denen wir von tiefer Liebe erfüllt sind und uns innig mit anderen Lebewesen oder der Welt verbunden fühlen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit treten sie aber auch als Ergebnis langjähriger spiritueller Praxis auf oder eben als Folge der Einnahme halluzinogener Substanzen wie LSD, Psilocybin, Meskalin, DMT, Ibogain etc.

Auf der Hawkins Skala (siehe auch folgende Artikel in diesem blog:  Die Hawkins Skala von 500 bis 1000, Die spirituelle Entwicklung von Level 500 bis 700 auf der Hawkins Skala) sind Gipfelerfahrungen oft jenseits der 500er Marke angesiedelt. Hier finden sich Erfahrungen der tiefen Liebe, des Friedens, der Ekstase, der Transzendenz, der Erleuchtung, der Non-Dualität und des Erwachens zu höheren Dimensionen des Seins.

Was sind Erweckungserfahrungen

Eine Sonderform dieser Gipfelerfahrungen sind sogenannte Erweckungserfahrungen, die nicht nur durch die eben genannten schönen Momente oder Meditation ausgelöst werden können, sondern auch durch extrem leidvolle Attacken auf unser Ego, wie z.B. schwere Krankheiten, Verluste, Schicksalsschläge, Nahtoderlebnisse und ähnliches.

Der Begriff „Erweckungserfahrung“ bezeichnet somit Erfahrungen, bei denen man vorübergehend aus dem schlafähnlichen Zustand des Alltagsbewusstseins „erwacht“ und dann verändert daraus hervorgeht. Dieser schlafähnliche Zustand ist durch ein Leben im Autopilot-Modus gekennzeichnet, während dem ein schier endloser Gedankenstrom eine Art Schleier zwischen uns und die Welt legt, so dass wir den Zauber der Dinge nicht mehr wahrnehmen können. Unser Gedankenstrom hat zudem noch eine Tendenz in Richtung Negativität, was dazu führt, dass wir die Wahrscheinlichkeit von zukünftigen Problemen und Schicksalsschlägen überschätzen.

So ist es auch nicht verwunderlich, wenn wir zu der Schlussfolgerung gelangen, die Welt sei ein gefährlicher Ort, an dem uns jederzeit irgendein Unglück befallen kann. Aber nicht nur dies. Das dauernde innere “Gedankengeplapper” versetzt uns in einen beständigen Zustand der Rastlosigkeit und Unzufriedenheit, dem wir durch ständigen Reizkonsum und die Anhäufung von Dingen und Besitztümern zu entkommen versuchen.

Dies ist der traurige Zustand, aus dem wir im Erleben von „Erweckungserfahrungen“ zumindest vorübergehend in eine tiefere und umfassendere Vision des Seins auftauchen.

Kommen wir nun zu den Erweckungserfahrungen durch Halluzinogene.

Erweckungserfahrungen durch Halluzinogene

Psychedelische Substanzen erfreuen sich spätestens seit der Hippiezeit einer riesigen Fangemeinde. Dies hat vor allem zwei Gründe. Zum einen muss man für den Konsum von Halluzinogenen keine großen Anstrengungen aufbringen, wie dies für eine für regelmäßige meditative Übungen notwendig ist.  Außerdem gehören psychedelische Erfahrungen zu den intensivsten und extremsten, die man als Mensch überhaupt machen kann. Viele behaupten, ihr Leben hätte sich nach dem Konsum von Halluzinogenen für immer verändert und sie hätten eine völlig neue Weltsicht gewonnen. Andere geben an, durch den Halluzinogenkonsum von Traumata und anderen psychischen Leiden genesen zu sein. Darüber hinaus wird oft behauptet, man würde mit Hilfe von Ayahuasca etc. spirituelle Erleuchtung erlangen.

Was aber ist an diesen Aussagen dran?

Unbestreitbar ist, dass man durch Halluzinogene Zugang zu anderen Dimensionen des Seins erlangt. Diese sind jedoch nicht automatisch und zwingend auf einem Level der Hawkins Skala über 500 angesiedelt. Es gibt Autoren, die darauf hinweisen, dass veränderte Bewusstseinszustände nicht automatisch auch höhere Bewusstseinszustände sind. Und tatsächlich deuten die Berichte von Horrortrips eher auf sehr niedrige Stufen auf der Hawkins Skala hin. Vieles spricht dafür, dass man durch Halluzinogene das Tor zu astralen Dimensionen öffnet, für die die Hawkins Skala in den Minusbereich ergänzt werden müsste, – bis hinab in sonst unzugängliche Höllen des Bewusstseins.

Sicher ist, dass Halluzinogene das Ego und seine Funktionsmuster vorübergehend auflösen. Dadurch verschwindet das Gefühl des Getrenntseins vom Rest der Welt. Gleichzeitig werden die Wahrnehmungen extrem intensiviert und man wird von einer Art Erlebnis-Tsunami überflutet, dem man jedoch wie ein Nichts gegenübersteht. Das Spektrum der Erfahrungen kann dabei von alptraumartigem Horror bis hin zu himmlischer Glückseligkeit reichen. Psychedelische Erfahrungen lösen das Ego aber nur auf und ersetzen es nicht durch ein tieferes Selbst-System. Im schlimmsten Fall kommt es deshalb sogar zu dauerhaften Schäden an der Persönlichkeitsstruktur, was sich dann in Form von Psychosen äußert.

Auf der positiven Seite gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass psychedelische Erfahrungen erfolgreich gegen Traumata, Depressionen und andere psychische Störungen eingesetzt werden können, allerdings eher bei der Verabreichung nicht allzu hoher Dosen. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass schon ein einmaliger Konsum von Halluzinogenen das Wertesystem eines Menschen und seine Sicht auf die Dinge nachhaltig verändern kann. In diesem Sinne sind derartige Erfahrungen tatsächlich wahre Erweckungserlebnisse, da sie nie wieder vergessen werden und zu einer dauerhaften Persönlichkeitsveränderung führen können.

Die Auswirkungen tiefer Meditationserfahrungen

Im Unterschied zu den psychedelischen Erfahrungen, bei denen das Nervensystem sehr stark aktiviert ist und eine massive Störung der Homöostase im Körper ausgelöst wird, findet man bei fortgeschrittenen Meditierenden während der Meditation einen sehr niedrigen Aktivierungsgrad des Nervensystems bei gleichzeitig sehr hohem Energie- bzw. Aufmerksamkeitslevel.

In tiefer meditativer Versenkung lösen sich das Ego und seine Mechanismen ebenfalls auf. Allerdings kommt man hier mit einem tieferen Seinszustand in Berührung, der seinem Wesen nach die Qualität von Seligkeit und ozeanischem Frieden verkörpert. Ist die Meditation tief genug, übernimmt dieser tiefere Seinszustand schließlich den Platz des Egos und führt somit zu einer permanenten tiefen Transformation der Persönlichkeit, die Gautama der Buddha als „Ende des Leidens“ bezeichnete. Die Person erlebt danach dauerhaft inneren Frieden und Geistesstille. „Eingebettet“ in diesen tieferen Seinszustand verschwinden auch alle Gefühle des Mangels, der Getrenntheit und der Rastlosigkeit. Da sich ein solcher Mensch mit der gesamten Welt verbunden fühlt, empfindet er Wohlwollen gegenüber allen Lebewesen und handelt aus einer grundsätzlichen Friedfertigkeit heraus.

Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der psychedelischen und der meditativen Erweckungserfahrungen

In beiden Fällen ist die Wahrnehmung deutlich intensiviert, das Zeitgefühl ist verändert, man nimmt eine alles durchdringende „spirituelle“ Energie wahr, man erlebt tiefe Wertschätzung für die Schöpfung und man hält das Erlebte für zutiefst bedeutsam. Das Ego löst sich auf und man kann die Verbundenheit und ultimative Einheit mit der gesamten Existenz erfahren.

Völlig anders steht es jedoch um die Wahrnehmungsinhalte und die Nachwirkungen der beiden Erfahrungen. Die psychedelische Erfahrung ist wild und völlig unberechenbar. Die meditative Erfahrung dagegen ist sanft und friedvoll. Bei der psychedelischen Erfahrung begegnet man der Unendlichkeit, steht ihr jedoch wie ein Zwerg gegenüber. Das Erwachen kommt mit der Erkenntnis, dass die Welt um ein Vielfaches größer und mysteriöser ist, als man sich das jemals vorstellen konnte und dass in der Welt alles mit allem verbunden ist. Die Folge ist, wie bereits erwähnt, eine permanente Veränderung der Weltsicht und der eigenen Werte. So sind schon zahllose Menschen durch eine psychedelische Erweckungserfahrung zu spirituellen Suchern geworden.

Beim Erwachen durch tiefe Meditation ändert sich dagegen nicht nur die eigene Weltsicht und das eigene Wertesystem, sondern die gesamte Persönlichkeitsstruktur. Der Erwachte erfährt ab dann dauerhaften Frieden, Geistesruhe und die Abwesenheit von Angst. Dies ist ein gewaltiger Unterschied zu den Folgen des Halluzinogenkonsums.

Natürlich gibt es auch viele Erfahrungsberichte von Leuten, die unter dem Einfluss von Halluzinogenen tiefe Seligkeitszustände, Visionen von Gott oder allumfassende Liebe erlebt haben.  Doch auch sie ruhen nach dem Trip nicht dauerhaft in dem inneren Frieden, den meditative Erweckungserfahrungen mit sich bringen können.

Der indische Mystiker Osho bezeichnete LSD Erfahrungen deshalb als „false samadhi“ oder vorgetäuschte Erleuchtung.

Fazit

Halluzinogene führen nicht zu dem, was in östlichen Philosophien als Erleuchtung bezeichnet wird. Dennoch ermöglichen sie dem Konsumenten definitiv außergewöhnliche Gipfelerfahrungen. Man erlangt einen kurzen Einblick in transzendente Seinszustände und die eigenen Vorstellungen von der Realität sowie die eigenen Werte werden dadurch oft nachhaltig aufgebrochen und verändert.

Allerdings sollte man die Mächtigkeit von Halluzinogenen auf keinen Fall unterschätzen. Deshalb rate ich dringend zur Vorsicht, da der Halluzinogenkonsum in hoher Dosis durchaus zu einer traumatischen Erfahrung werden kann, die zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führt oder bei entsprechender Veranlagung im schlimmsten Fall sogar eine Psychose auslöst. Dann geht man zwar auch verändert aus der Erfahrung hervor, aber leider ganz anders als erwünscht.

Viel sicherer und lohnender ist es dagegen, sich zu einer täglichen spirituellen Praxis aufzuraffen, um früher oder später zu wahrer innerer Freiheit und Frieden zu finden.

Und um es noch einmal zu betonen: bei der spirituellen Praxis geht es darum, die psychische Energie bzw. den Geist zu beruhigen und das Energielevel dabei gleichzeitig zu erhöhen. Dies ist sowohl durch altbewährte Techniken der Meditation, der Achtsamkeitsschulung und der Entspannung möglich, als auch durch moderne psychoenergetische Prozesse aus der Welt des Releasing, der Spiritual Technologies und der Polaritäten-Integration.

Probiere sie deshalb unbedingt einmal aus und erlebe ihre wohltuende Wirkung.

 

Quellen:

Taylor, S. (2010). “Waking from sleep”. Carlsbad, California: Hay House, Inc.

Acharya Rajneesh (1971). „LSD: a shortcut to false samadhi“. Bombay: Indian Press (P.) Ltd.